Olympia-Ticket für Triathleten Lasse Lührs

Lasse Lührs hat sich beim Grand Final der World Triathlon Championships Series (WTCS) das ersehnte Ticket für die Olympischen Spiele 2024 so gut wie gesichert
Der gebürtige Wingster Lasse Lührs hat sich im spanischen Pontevedra beim Grand Final der World Triathlon Championships Series (WTCS) mit einer Endzeit von 1:42,44 Stunden das Ticket für die Olympischen Spiele 2024 so gut wie gesichert. "Ich bin noch sprachlos. Das Rennen war perfekt. Ich hatte ein gutes Schwimmen, habe mich auf dem Rad wohl gefühlt und beim Laufen konnte ich mithalten", sagte Lührs, der nach der olympischen Distanz (1500 m Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) 22 Sekunden hinter dem Sieger die Ziellinie passierte. "Auch wenn ich zum Schluss den anderen Vier nicht mehr folgen konnte, war es das bislang beste Rennen meiner Karriere. Wahnsinn, dass es mit der Olympia-Qualifikation geklappt hat. Mein Traum wird wahr, auf den ich so lange hingearbeitet habe."

Seit gut 15 Jahren verfolgt der 27-Jährige das Ziel, einmal an den Olympischen Spielen teilzunehmen, akribisch. Dafür nahm und nimmt er tägliches hartes Training und so manche Entbehrung in Kauf. Nachdem das Triathlon-Training in seinem Heimatverein, VfL Wingst, neben der Schule zu zeitintensiv wurde, entschied Lührs sich im Alter von 14 Jahren auf das Sportinternat nach Potsdam zu gehen. Fortan trainierte er neben der Schule zwischen 20 und 30 Stunden in der Woche, täglich alle drei Sportarten Schwimmen, Laufen Radfahren und schaffte in 2016 trotzdem sein Abitur. Neben einigen Erfolgen, wie zum Beispiel dem Junioren-Europameistertitel in 2015 und dem Deutschen Meistertitel in 2022, musste Lührs auch einige Rückschläge verkraften. Nachdem er die Corona-Zeit noch ganz gut überstand, wurde er 2021 beim Test-Event für die Olympischen Spiele in Tokio auf der Radstrecke umgefahren und musste mit einem zerbrochenen Rad und einer lädierten Schulter ausscheiden. Nach seiner Genesung und intensivem Training verlief die Saison 2022 mit dem Deutschen Meistertitel und dem 3. Platz im WTCS-Rennen in Leeds ausgesprochen positiv. Doch ein Knochen-Ödem in der linken Ferse zwang ihn dann zu einer längeren Laufpause, so dass die Saison 2023 eher mäßig begann. Der Trainingsrückstand im Laufen war deutlich zu spüren und sorgte bei einigen Rennen für großen Frust, zumal das Schwimmen und Radfahren kein Problem darstellten. So verfehlte Lührs beim diesjährigen Test-Event für die Olympischen Spiele 2024 in Paris den anvisierten Platz 8 für die Qualifikation deutlich. Was seinem DTU-Kollegen, Tim Hellwig, in Paris gelang (Platz 7), blieb dem jungen Triathleten, der seinen Lebens- und Trainingsmittelpunkt seit 2020 nach 6-jährigem Aufenthalt in Spanien, nach Bonn verlegte, verwehrt. Doch ans Aufgeben wollte Lührs nicht denken. Gemeinsam mit seinen Trainern veränderte er die Trainingsinhalte und bereitete sich intensiv auf das WTCS-Rennen in Pontevedra vor, wohlwissend, dass es vorerst seine letzte Chance sein würde, sich mit dem 8. Platz direkt für die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 zu qualifizieren. Das zweite Nominierungskriterium, nämlich im Individual Olympic Qualification Ranking mindestens auf Platz 30 zu stehen, war aufgrund der sehr gut gelaufenen Saison 2022 mit Platz 9 als bester Deutscher ganz klar erfüllt.

Und so sprang Lasse Lührs hochmotiviert beim WTCS-Rennen in Pontevedra neben den 64 besten Triathleten der Welt ins 21 Grad kalte Wasser des Flusses Río Lérez, in dem zwei Runden über insgesamt 1500 m zu absolvieren waren. Da der Wettkampf am frühen Abend stattfand, stand die Sonne bereits tief und blendete auf der Wasseroberfläche, so dass einige Athleten Schwierigkeiten mit der Orientierung hatten. Doch Lührs ließ sich nicht beirren und verließ als 20ster das Wasser, um sich nach einem gewohnt schnellen Wechsel einen sicheren Platz in der zweiten Radgruppe zu sichern. Es folgten acht technisch anspruchsvolle Runden mit einigen Anstiegen, vielen Kurven und scharfen Kehren. Die Zusammenarbeit in der zweiten Radgruppe mit 12 Athleten verlief sehr gut, so dass diese zur gleich großen führenden Gruppe bereits in der zweiten Runde aufschloss. Auch diese größere Gruppe arbeitete gut zusammen und vergrößerte den Abstand zu den beiden Verfolgergruppen in den noch zu fahrenden Runden stetig. Nach einem erneut schnellen Wechsel verlies Lührs gemeinsam mit 12 weiteren Mitstreitern die Wechselzone in Richtung Laufstrecke, die auf teilweise schmalen Straßen mit vielen Kurven und einigen kleineren Anstiegen größtenteils durch die Altstadt führte. Das Tempo war von Anfang an hoch. Der Amerikaner Morgan Pearson setzte sich an die Spitze und versuchte sich abzusetzen. Auf zwei der vier Runden machte ihm zwar keiner den ersten Platz streitig, doch absetzen konnte er sich nicht. Im Gegenteil. Die Verfolgergruppe, in der sich neben Tim Hellwig auch Lasse Lührs befand, erhöhte das Tempo und Pearson wurde regelrecht überrollt. Er war zu schnell angegangen, brach ein und musste sich nach hinten durchreichen lassen. Die Führungsgruppe hatte sich auf drei Franzosen und zwei Deutsche verringert. Es begann ein Kopf an Kopf Rennen, in dem viel taktiert wurde, sich aber keiner lösen konnte. Auf dem letzten Kilometer übernahm Tim Hellwig die Führung, dicht gefolgt von den drei Franzosen. Lasse Lührs konnte bei der erneuten Tempoerhöhung nicht mehr mitgehen und musste abreißen lassen. Es kam zu einem packenden Endspurt kurz vor dem Ziel, den der Franzose Dorian Coninx sehr knapp für sich entschied, dicht gefolgt von Tim Hellwig und Pierre Le Corre. 10 Sekunden darauf lief der Franzose Léo Bergere ins Ziel, gefolgt von Lasse Lührs, der beim Überqueren der Ziellinie die Arme nach oben riss und sein Glück nicht fassen konnte. 

Wie Hellwig zuvor in Paris erfüllte Lührs mit seinem hervorragenden 5. Platz in Pontevedra die Nominierungskriterien des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und der Deutschen Triathlon Union (DTU). Beide haben ihren Platz sicher, wenn sie im Individual Olympic Qualification Ranking Ende Mai 2024 eine Platzierung unter den ersten 30 einnehmen. Über die finale Nominierung entscheidet der DOSB.

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